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Linux: Desktop-Umgebungen im Vergleich [Beitrag #938] |
Do, 11 Juli 2013 21:19 |
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freefloating
Beiträge: 542 Registriert: Juli 2012 Ort: Schweiz
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Hier ein kleiner Vergleich der bekannten Desktop-Benutzeroberflächen, welche von den grossen Linux-Distributionen üblicherweise angeboten werden. Natürlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Technische Details habe ich bewusst weggelassen. Wer es genauer wissen möchte, finden die Daten via Google im Internet. Im Fokus dieser Überlegungen standen für mich das Verhalten und die Grundeigenschaften der einzelnen Desktop- Umgebungen.
GNOME
GNOME ist ist eine graphische Desktop-Benutzeroberfläche, sowie eine Sammlung freier Programme für unixoide Betriebssysteme. GNOME wird von einer gemeinnützigen Stiftung unterstützt und gleichzeitig von einer breiten internationalen Gemeinschaft von Mitwirkenden und Freiwilligen gepflegt und weiterentwickelt. Gnome wird unter den freien Lizenzen GPL und LGPL veröffentlicht und ist Teil des GNU-Projekts.
Das elegante Design, aber ganz besonders die bestechende Logik und Klarheit in der Gliederung der Ordnerstruktur hat GNOME unter Linux-Usern grosse Beliebtheit verschafft. Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit stehen im Zentrum der Bemühungen. Dabei wird auch Wert auf die sogenannte Barrierefreiheit gelegt. Damit ist die einfache und allgemeine Nutzbarkeit der Oberfläche und deren Applikationen ohne Hindernisse gemeint. Kurzum: Auch nicht versierte User sollen ohne Probleme damit klar kommen.
Wie beliebt GNOME ist zeigt sich am besten am Beispiel von Ubuntu der weltweit grössten Linux-Distribution. Als Canonical vor etwa zwei Jahren sein Standart-Gnome-Desktop durch Unity ersetzte, war der Aufschrei in der Community gross und mancher User stieg auf Kubuntu, Xubuntu, Lubuntu oder Linux Mint um. Inzwischen bietet Canonical auf der Druck der Gemeinschaft nebst Unity wieder eine offizielle GNOME-Variante (3.10) an. Linux Mint, ein beliebtes, sowie eigenständiges Ubuntu-Derivat ist GNOME mit seinen beiden Variationen in leicht abgewandelter Form treu geblieben.
Selbstverständlich hat sich auch GNOME im Laufe der Jahre verändert. Das klassische Fensterpanel mit „Anwendungen" und „Orte" von Gnome-Shell (immer noch erhältlich) wurde inzwischen in die bekannte, aktivitätenbasierte Fensteroberfläche weiterentwickelt.
Unity
Unity ist das geistige Kind von Canonical und ist wie GNOME freie Software es wird zurzeit allerdings nur von Canonical bewirtschaftet. Aufgrund von inhaltlichen Differenzen zwischen GNOME und Canonical entschied sich die Firma für einen eigenen Weg. Amüsanterweise, wie oben bereits erwähnt, konnte GNOME mit 3.6 wieder ein fulminantes Comeback als offizielles Alternativ-Desktop zu Unity feiern.
Die Arbeitsfläche von Unity erinnert mich teilweise an das elegante Desktop von Apple, jedoch befindet sich die Dockleiste auf der linken Bildschirmseite. Diese optische Nähe ist kein Zufall genau diese globale Menüleiste hatte das GNOME-Projekt Canonical verweigert, sowie einen geeigneten Netbook-Bildschirm. Zugleich erinnert Unity aber auch an den intuitiven Charakter von Android & Co., welcher besonders durch den Dash-Button hervorgehoben wird. Im Gegensatz zu GNOME kommt Unity nicht mit einer grossen Programmsammlung daher, kann aber ganz nach den eigenen Bedürfnissen erweitert werden. Unity benötigt relativ wenig Bildschirmplatz und ist daher auch für das Netbook einsetzbar. Leider frisst Unity aufgrund der geforderten 3D-Beschleunigung relativ viel Arbeitsspeicher, was bei den schwachen Prozessoren vieler Netbooks eher nachteilig ist. Aus diesem Grund wird auch noch eine 2D-Variante für leistungsschwächere PCs und Netbooks angeboten.
Aus rein optischer Sicht gefällt mir Unity sehr gut. Die junge und intuitive Generation der Smartphone- und Tablet-User wird sich problemlos damit zurecht finden. Es sind wohl eher die etwas älteren Semester wie ich, alte Linux-Nerds, sowie sehr strukturierte User, die mit dem verspielten Konzept Mühe etwas bekunden, beispielsweise wenn sich ihre Dateien und Programme nicht gleich auf Anhieb finden lassen. Fazit: Unity hat ohne Zweifel vielversprechende Ansätze, aber es besteht aus meiner Sicht noch Entwicklungsbedarf bei der Struktur und dem Energieverbrauch.
KDE
Der Name stand ursprünglich für Kool Desktop-Environment. Das Projekt wurde 1996 von Matthias Ettrich ins Leben gerufen. Eine Eigenheit von KDE ist der einerseits eng begrenzte Verein, der als juristische Person die finanziellen und rechtlichen Aspekte regelt und andererseits der lockere Zusammenschluss von Entwicklern und Designern.
Laut eigenen Aussagen besteht das Ziel von KDE in einer einfachen Handhabung, einer umfassenden Funktionalität und einem herausragenden graphischen Design. Tatsächlich bietet KDE eine sehr schöne und moderne Grafikoberfläche für unixoide Betriebssysteme.
KDE ist auf drei Hauptsäulen aufgebaut: Den Workspaces (Arbeitsplätzen), den Platformen (Anokadi und Phonon), sowie den verschiedenen Applikationen. KDE hat viele Anleihen von Windows aufgenommen und weiter gedacht. Der Festplatten- und Arbeitsspeicherbedarf ist in etwa mit Unity vergleichbar.
Viele Distributoren von Linux und anderen freien Betriebssystemen beteiligen sich an der Entwicklung der Software, die sie vertreiben und sind dementsprechend auch im KDE-Projekt aktiv. Das schliesst kommerzielle Distributoren wie z. B. Novell/SUSE, Mandriva, Red Hat oder Canonical mit ein, aber auch staatlich geförderte unkommerzielle Organisationen wie der Wissenschafts- und Forschungsrat der Türkei mit seiner Linux-Distribution Pardus.
Xfce
Auch Xfce (X-face = Gesicht für X) ist eine freie Desktop-Oberfläche für unixoide Betriebssysteme, welches 1996 von Oliver Fourdan entwickelt wurde. 2003 gab es mit der Neuausrichtung und Verbesserung der Optik und der Modularität einen entscheidenden Entwicklungsschritt. Xfce ist ziemlich schlank gebaut und trotzdem von einer schlichten Eleganz. Beim Energieverbrauch und bei den Systemanforderungen ist Xfce genügsam, daher eignet es sich hervorragend für ältere Hardware. Trotzdem lässt sich das Erscheinungsbild von Xfce über Themes individuell erweitern. Via Xubuntu (Live CD) lässt sich die Arbeitsfläche ohne grossen Aufwand testen. Auch ich hatte mein Netbook vor einem Jahr testweise auf Xubuntu umgestellt und war mit der Performance sehr zufrieden.
LXDE
Die Stärke von Xfce trifft noch vielmehr auf LXDE zu. LXDE ist heute vermutlich die einzige aktuelle Desktop-Umgebung, deren Kernel keine PAE-Unterstützung benötigt und auch auf alter Hardware (vor 2008) ohne Mühe klar kommt und flüssig läuft. Tatsächlich liegt die Minimalanforderung der Desktop-Umgebung bei Pentium II, 45 MB RAM und einer 16 MB-Festplatte also steinzeitliche Anforderungen. Mit anderen Worten: Wenn du zuhause noch einen alten PC herumliegen hast, dann kann er mit grosser Wahrscheinlichkeit mit Lubuntu (Ubuntu mit LXDE) zu neuem Leben erwachen. Trotz seines Alters wird der PC mit der LXDE-Umgebung eine akzeptable Arbeitsgeschwindigkeit an den Tag legen und vom ganzen Angebot der Ubuntu-Paketverwaltung profitieren. Unter Umständen müsste der Festplattenspeicher erweitert werden. Ich bewerte die LXDE-Oberfläche sehr positiv, weil sie durch ihre ressourcenschonenden Eigenschaften dort zum Zuge kommt, wo andere Desktop-Umgebungen die Hardware überfordern und damit den PC im worse case ins Recyclingprogramm verdammen. Damit wird ein echter Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Zudem ist es die perfekte Oberfläche für neuwertige, aber leistungsschwache Netbooks.
Das Projekt wurde 2005 von dem Taiwaner Hong Jen Yee (PCMan) gestartet und brachte 2006 seine erste Veröffentlichung hervor. Nachdem LXDE in Mandriva und Fedora aufgenommen wurde und auch in Debian als Standard-Desktop zur Verfügung steht, gibt es Projekte wie U-Lite (ehemals Ubuntulite) und Linux Mint LXDE. Im Februar 2009 wurde das Projekt Lubuntu ins Leben gerufen, welches auf Ubuntu basiert. Im September desselben Jahres entstand dann die erste Testversion. Auf dem Ubuntu Developer Summit wurde Mitte Mai 2011 bekannt gegeben, dass Lubuntu ein offizieller Abkömmling von Ubuntu wird. Mit der Veröffentlichung von openSUSE 11.3 ist es auch dort als offiziell unterstützte und wählbare Desktop-Umgebung verfügbar.
Enlightenment-Desktop
Das Standart-Desktop von Bodhi-Linux (Derivat von Ubuntu) wirkt nicht nur extrem elegant und ästhetisch - es handelt sich auch um einen ausgereiften und durchdachten Desktop-Ersatz für GNOME & Co.! Die Oberfläche findet sich auch in den offiziellen Paketquellen von Debian, Sabayon, Linux, Ubuntu, Arch Linux, Fedora, PCLinuxOS und OpenSUSE. Zudem hat der Samsung-Konzern im Jahre 2009 angekündigt, dass er die Weiterentwicklung fördern möchte.
Enlightenment (Erleuchtung) wurde 1997 von Carsten Haitzler durch einen Hack des bekannten Window Manager FVWM kreiert. Mit der Zeit wuchs der Funktionsumfang der implementierten Komponenten so stark, dass aus dem Fenstermanager eine vollwertige Desktop-Umgebung entstand.
Auch Enlightenment ist überraschend leistungsfähig. Unter Bodhi startet das Bildbearbeitungsprogramm GIMP fast doppelt so schnell wie unter Unity. Diverse Software ist bereits vorinstalliert. Der Rest kann über das App-Center nach Bedarf nachgerüstet werden. Sollte die weitere Unterstützung von Enlightenment gewährleistet sein, so wird sich das jetzt schon grosse Potential noch mehr entfalten.
Gruss freefloating
Quellen: Internet-Seiten und Foren zu GNOME, Unity, KDE, Xfce, LXDE und Enlightenment. Zudem Wikipedia, die Zeitschrift „Linux intern (Extra Nr. 5)", freefloating
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