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Kernel 3.0 freigegeben [Beitrag #220] Fr, 22 Juli 2011 12:37
Na'vi ist gerade offline  Na'vi
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Linux-Initiator Linus Torvalds hat Version 3.0 des Linux-Kernels freigegeben. Während die Erhöhung der Versionsnummer passend zum 20. Geburtstag von Linux kommt, ist der Kernel technisch die Fortsetzung von 2.6.39 ohne umwälzende Änderungen.

Mit dem Hochzählen der Versionsnummer auf 3.0 wird vermieden, dass die dritte Stelle der bisherigen Version immer weiter anwächst. Einen technischen Grund für die Umstellung gibt es nicht, die Version 3.0 fällt aber zeitlich kurz vor den 20. Geburtstag von Linux, was für Linus Torvalds schon Anlass genug war. Die nächste Kernel-Version wird die 3.1 sein; mit dem ersten Veröffentlichungskandidaten ist in zwei Wochen, wegen des Urlaubs von Torvalds eventuell auch etwas später, zu rechnen. Korrigierte Versionen von Linux 3.0 werden unter den Nummern 3.0.1 usw. veröffentlicht. Eine vierte Zahl für diese Updates der stabilen Versionen wird also künftig nicht mehr benötigt.


Nur knapp über acht Wochen dauerte der jüngste Entwicklungszyklus des Linux-Kernels, nachdem schon die Entwicklung von Linux 2.6.39 nur neun Wochen in Anspruch nahm. Ob dies einen dauerhaften Trend zu höheren Veröffentlichungsfrequenzen bedeutet, bleibt abzuwarten. Linus Torvalds nannte den Entwicklungszyklus in seiner Ankündigung ruhig, allerdings verzögerte sich die Freigabe durch einen in letzter Sekunde gefundenen Fehler doch um einige Tage. Der Fehler war äußerst schwierig zu reproduzieren, ihn zu finden dauerte mehrere Tage, die Korrektur dagegen bestand im Prinzip nur aus einer Zeile. Der Fehler äußerte sich darin, dass beim Kopieren einer sehr großen Zahl von Dateien eine Datei in der Kopie fehlen konnte. Wahrscheinlich bestand der Fehler schon länger. Da aber mehrere Wochen intensiver Stresstests nötig waren, um ihn zu reproduzieren, dürfte kaum ein Benutzer davon betroffen gewesen sein.

Insgesamt hat Torvalds in Linux 3.0 über 9800 Änderungen integriert, die letzten 2200 davon waren überwiegend Korrekturen. Wie meistens waren zwei Drittel aller Änderungen neue oder aktualisierte Treiber.

Das Dateisystem Btrfs wurde um automatische Defragmentierung sowie automatisches Prüfen der Dateisystem-Integrität im Hintergrund erweitert. Ferner wurde das Erzeugen und Löschen von Dateien beschleunigt.

Linux kann nun ohne zusätzliche Patches als Dom0 (Hostsystem) für das Virtualisierungssystem Xen betrieben werden. Der Xen-Block-Backend-Treiber wurde hinzugefügt; mit diesem können virtuelle Maschinen (VMs) ein Blockgerät für andere VMs exportieren.

In der ARM-Architektur wurden erste Schritte zur Konsolidierung der zahllosen duplizierten Treiber und Funktionen unternommen, die aus der Vielzahl der existierenden Boards und Systeme resultierten.

Der Kernel wird standardmäßig nicht mehr mit der Option -Os compiliert, die vor allem die Codegröße minimiert. Torvalds war unzufrieden mit den Optimierungen, die diese Option bot. Zwar ist es weiterhin geboten, den Code möglichst klein zu halten, um die Caches gut auszunutzen, da sonst die Geschwindigkeit leidet. Laut Torvalds lässt GCC aber ungeachtet der Optionen einige »offensichtliche« Reduktionen der Code-Größe missen.

Das Netzwerk-Subsystem erhielt einen weiteren Paket-Scheduler, den Quick Fair Queue Paket-Scheduler. Ein Just-in-Time-Compiler für den Berkeley Packet Filter feierte seinen Einstand. Der neue Systemaufruf sendmmsg ermöglicht das Senden von mehreren Paketen mit einem Aufruf, analog zu recvmmsg. Es gibt nun außerdem ICMP-Sockets, die es unter anderem möglich machen sollen, dass unprivilegierte Programme Pings senden können. Eine weitere Neuerung ist »Wake on WLAN«.

Das tmpfs-Dateisystem unterstützt nun erweiterte Attribute. Unterstützung für ACPI Power Meter wurde hinzugefügt. Ein neuer Alarm-Timer-Mechanismus, der Alarme auslösen kann, auch wenn das System suspendiert ist, wurde aufgenommen. Der Cleancache-Mechanismus kann die Leistung des Page-Caches verbessern, mögliche Einsatzfelder sind Virtualisierung und Kompression des Caches. Ein weiterer neuer Systemaufruf setns macht die Definition von Namespaces einfacher, wie sie in der Virtualisierung benötigt werden. Darüber hinaus gab es zahlreiche neue Treiber sowie Verbesserungen an Treibern und vielen anderen Kernel-Komponenten.

Eine Liste aller Änderungen enthält das sehr ausführliche Changelog. Die Seite Kernelnewbies.org hat eine übersichtliche Zusammenfassung der Änderungen veröffentlicht. Die aktuelle Version von Linux kann von kernel.org und zahlreichen Spiegel-Servern in Form von Patches oder tar-Paketen heruntergeladen werden.

Quelle: Pro-Linux
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